Heute ging es um den neuen Film von Pedro Almodóvar Volver. Die Texte der Sendung findet ihr hier: Ein Gespräch zwischen dem Regisseur und der "Welt", das andere zwischen Hauptdarstellerin Penélope Cruz und der "Berliner Zeitung". Der letzte Text war eine Textpassage aus Almodóvars "Patty Diphusa - Wilde Geschichten" (erschienen 1991 unter dem Titel "Patty Diphusa y otros textos").
Text 1:
Ausschnitte aus einem Gespräch mit Pedro Almodóvar über seinen neuen Film .
Das Interview führte Hanns-Georg Rodek. Artikel erschienen am Fr, 4. August 2006
DIE WELT: Sie haben Penélope Cruz als nationale Größe verabschiedet, nun kam sie für Ihren neuen Film "Volver" als Hollywood-Weltstar zurück. Ist sie in diesen sechs Jahren schwieriger geworden?
Pedro Almodóvar: Nein. Wir haben eine intensive persönliche Beziehung, die hat sich nicht verändert.
WELT: Anders als bei einem weiteren Ihrer frühen Stars, Antonio Banderas.
Almodóvar: Der hat sich in der Tat stark verändert. Antonio ist wirklich ein amerikanischer Schauspieler geworden. Ich zweifle daran, ob ich heute mit ihm noch arbeiten könnte. Davon abgesehen, wäre er sehr teuer, und ich möchte keine teuren Filme drehen.
WELT: Aber Cruz hat sich doch verändert: Sie ist reifer geworden.
Almodóvar: Deshalb habe ich ihr auch die Rolle der Raimunda anvertraut. Sie ist der Typ Schauspielerin, die viele Proben braucht, und in amerikanischen Filmen hat man diese Zeit normalerweise nicht. Für "Volver" haben wir uns vor Drehbeginn drei Monate genommen und jede Zeile geprobt. Wenn Penélope sich erst einmal sicher in ihrer Rolle fühlt, kann sie all deine Erwartungen übertreffen.
WELT: Entspricht das Gerücht den Tatsachen, Sie hätten ihren Hintern auspolstern lassen?
Almodóvar: Ja. Dies ist das einzig Unechte an ihr im Film. Ich habe mir diese Hinzufügung erlaubt, weil diese starken Frauen, die der Mutter Natur so nahe stehen, einfach mehr Kurven besitzen. Ich wollte, dass sie wie italienische Schauspielerinnen aus den Fünfzigern aussieht, à la Sophia Loren. Penélope besitzt sehr schöne Brüste, aber ihr Hinterteil musste rundere Formen bekommen. Weil sie als Model begonnen hat, besitzt sie ein elegantes, kultiviertes Auftreten, und weil sie die Ballettschule besuchte, bewegt sie sich leichtfüßig. Ich wollte sie aber erdnaher, deshalb musste ich ihrer unteren Körperhälfte mehr Gewicht verleihen. Ein runder Popo läuft anders als ein flacher.
Text 2:
Filmstar Penélope Cruz über ihre neue Rolle, Gardinenpredigten und Liebe
Das Wort "Volver" heißt auf Spanisch "zurückkehren". Als Titel von Pedro Almodóvars neuem Film trifft das im doppelten Sinn zu: Zum einen kehrt der Meisterregisseur mit diesem Film in die Gegend seiner Kindheit zurück. Und zum anderen kommt Hauptdarstellerin Penélope Cruz nach sechs Jahren Hollywood in ihre spanische Heimat zurück und dreht wieder mit dem Mann, der sie als Schauspielerin am tiefsten geprägt hat. Als bravouröse Mutter zeigt Penélope Cruz die beste Leistung ihrer bisherigen Karriere. Beim diesjährigen Filmfestival in Cannes, wo das leichtfüßige Drama im Wettbewerb vorgestellt wurde, war "Volver" ein großer Triumph für die 32-Jährige.
Ms. Cruz, Ihr neuer Film "Volver" sorgt überall für Begeisterungsstürme, in Cannes wurde er für das beste weibliche Ensemble ausgezeichnet. Haben Sie mit einem solchen Erfolg gerechnet?
Wir haben schon gehofft, dass der Film in Cannes gute Chancen hat. Aber der Empfang, den das Publikum uns bereitet hat, und die Begeisterung nach der offiziellen Vorführung - das war das Beste, was ich in meiner gesamten Karriere erlebt habe. Mir sind ehrlich gesagt die Tränen gekommen.
Wann haben Sie zum ersten Mal einen Film von Pedro Almodóvar gesehen?
Mit 13 habe ich "Fessle mich!" gesehen und weiß noch, dass er mich wirklich umgehauen hat. Mir war, als hätte sich eine neue Welt aufgetan. Seitdem bin ich sein größter Fan.
War es nicht auch eine Rückkehr für Sie, nach sechs Jahren Hollywood mal wieder mit dem Mann zu drehen, dem Sie Ihre Karriere verdanken?
Doch, unbedingt. Es hat mir so gefehlt, mit ihm zu arbeiten. Ich hatte geradezu Entzugserscheinungen - ja, insofern war es, als ob man nach Hause kommt. Ich würde es auch nie schaffen, Pedro eine Rolle abzusagen. Im Gegenteil, ich würde alles für ihn tun.
Was schätzen Sie an der Arbeit mit ihm so sehr?
Es gab da so eine Szene, bei der ich meine verstorbene Mutter wiedersehe. Vor dieser Szene hatte ich größten Respekt, ich war vor Aufregung richtig krank, mir war hundeelend. Pedro merkt so was. Aber er würde nie versuchen, mich zum Beispiel mit einer Umarmung zu trösten. Er lässt mich eher wissen, dass er weiß, was ich durchmache. Ich habe manchmal das Gefühl, als seien unsere Seelen miteinander verbunden. Dass wir keine Worte brauchen, um uns zu verstehen. In der besagten Szene hörte ich ihn hinter der Kamera atmen - und das hat mir Sicherheit gegeben. Und abends rief er mich an und sagte mir, dass ich gut war und er mir dankt. Dafür liebe ich ihn.
Wie erklären Sie es sich, dass Almodóvar dieses besondere Gefühl für Frauen hat?
Er findet Frauen beeindruckend und deswegen interessiert er sich so sehr für uns. Er sucht immer nach Antworten - mir kommt er oft vor wie ein Student, der seine Doktorarbeit über Frauen schreibt. Er kennt unsere Komplexität, weiß, wie kompliziert wir manchmal sind, würde uns aber nie verurteilen.
Ihre Filmfigur ist Ikonen wie Anna Magnani und Sophia Loren nachempfunden ...
Ja, und ich himmle die beiden Frauen sowieso an. Er hat mich auch gebeten, mir einige ihrer Klassiker noch einmal anzuschauen, "Mamma Roma", "Bellissima", "La Ciociara" - so wie diese Frauen wollte er Raimunda haben, jung, aber voller Kraft. Außerdem hat mich Pedro darum gebeten, ein paar Kilos zuzulegen, um mich ganz weiblich zu machen. Ich hatte nichts dagegen. Wenn mir jemand sagt, ich soll abnehmen, das ist viel unangenehmer.
Ist Ihre internationale Karriere bislang so verlaufen, wie Sie es sich vorgestellt haben?
Ich arbeite seit sechs Jahren in den USA, in Europa jedoch schon seit 16 Jahren. Ich hoffe, dass ich durch "Volver" auch in Amerika komplexe Rollen wie diese angeboten bekomme.
Wenn Sie wieder zu Hause in Madrid sind, wie weit ist dann Hollywood entfernt?
Ich fühle mich inzwischen auch in Los Angeles zu Hause. Aber trotzdem ist Spanien ein Fixpunkt, von dem ich weiß, dass ich immer dorthin zurückfinden werde. Ich habe immer ein Flugticket nach Hause in der Tasche - das ist so eine Art Schutzschild für mich.
Sind die USA und Spanien für Sie noch immer zwei Welten oder wachsen diese Welten zusammen?
Sie wachsen immer mehr zusammen. Was mir zu meinem Glück nur noch fehlt, ist ein Direktflug. Aber ich habe sogar schon alle meine Freunde mit nach Spanien mitgenommen. Sie haben mich alle in meiner natürlichen Umgebung erlebt und meine Familie kennen gelernt - das war mir sehr wichtig. Man muss es praktisch sehen: ich habe ein Haus in L.A., habe meinen Hund dort, langsam fühlt es sich dort wirklich wie ein echtes Zuhause an.
Sie sind offensichtlich ein Familienmensch. Können Sie sich vorstellen, Mutter zu sein, ein Kind zu haben und sich um das Wohl einer ganzen Sippe zu kümmern?
Das muss ich mir gar nicht vorstellen - ich bin jetzt schon so! Ich müsste eher an mir arbeiten, um nicht ganz so gluckenhaft zu werden. Ich sorge mich immerzu, nicht nur um meine jüngere Schwester und meine Eltern, sondern um jeden, den ich irgendwie ins Herz geschlossen habe.
Wie äußert sich das?
Wenn ich auf einer Party bin, gucke ich jedem über die Schulter und flüstere: "Was trinkst du da wieder?" Ich halte jedem eine Gardinenpredigt, sobald er einen Drink oder eine Zigarette anrührt. Selbst um zwei, drei Uhr morgens, wenn ich selbst einen Drink in der Hand halte oder tanze, achte ich noch genau darauf, was jeder so treibt und ob ich ihm nicht auf die Finger hauen muss. Meine Freunde nennen mich alle schon "die Großmutter".
Interview: Mariam Schaghaghi, Berliner Zeitung (03.08.2006)
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